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Seile, Spleiße und Führungen
Definitionen
Ein Seil ist ein aus zusammengedrehten Natur- oder Kunstfasern bestehendes, längliches, biegeschlaffes, elastisches Element, das meist zur Übertragung von Zugkräften verwendet wird. Seile in Persönlichen Abssturzschutzsystemen müssen aus Kunstfasern gefertigt und für den jeweiligen Einsatzzweck genormt, sicher ausgewählt, verwendet und ggf. geknotet werden können.
- Reepschnüre
Schnur- oder Seilstücke, bestehend aus Kern und Mantel mit einem Nenndurchmesser von 4 mm bis 8 mm, die der
Kraftaufnahme und nicht der Energieaufnahme dienen. Quelle: DIN EN 564 - Dynamikseile
Seil, das als ein Glied der Sicherungskette in der Lage ist, den Sturz eines Bergsteigers oder Kletterers bei einer
begrenzten maximalen Fangstoßkraft aufzufangen. Es werden 3 Typen unterschieden. Quelle: DIN EN 892 - Statikseile (dehnungsarme Seile, Kernmantelseil mit geringer Dehnung)
Ein Seil zur Personensicherung. Der Kern ist im Allgemeinen das wesentliche lasttragende Element und besteht üblicherweise aus parallelen Elementen, die zusammengezogen und in einzelnen oder mehreren Schichten zusammengedreht sind oder aus geflochtenen Elementen bestehen. Unterschieden werden die Form: A und Form: B Quelle: DIN EN 1891 - Arbeits- und Lastenseile
- Knoten
Einführung in die Systematik
Seile finden sowohl in Ihrer ursprünglichen Form als loses Seilmaterial Anwendung oder sind bereits als Bestandteil von
- Schlingen und Verbindungsmittel und Falldämpfer oder
- Anschlageinrichtungen (mobil) fest verbunden,
- in Auffang- und Höhensicherungsgeräte als "Führung" integriert,
- mit Rollen zu fertigen Flaschenzügen zusammengestellt,
- bereits in Einstellvorrichtungen, Brems- und Abseilgeräte nicht entnehmbar eingebunden
und somit für ausgewählte Einsatzzwecke (Konformitätserklärung, Bedienungsanleitung) vom Hersteller als fertige Kombination vorbereitet.
Kombinationen finden insbesondere in den Teilbereichen der DGUV G 312-906 Berücksichtigung, wo nach Risikoabschätzung (Gefährdungsbeurteilung) die Abhängigkeit von der Benutzerkompetenz bei der Zusammenstellung auf Kosten der Flexibilität zur individuellen Gestaltung reduziert werden soll.
Auswahl nach Teilbereichen
Reepschnüre
Reepschnüre sind sehr dünne Seile, welche als Bestandteil eines persönlichen Absturzschutzsystem nicht eingeplant werden düfen. Ersatzweise zu Schlingen (Familie: Verbindungsmittel) verknotete Reepschnüre entsprechen seit einger Zeit bereits nicht mehr dem Stand der Technik. Teilweise werden durch Anwender 3-4m lange Reepschnur mitgeführt, um nach einem Systemsturz in den Gurt sich Selbsthilfe gegen das drohende Hängetrauma zu organisieren. Sie fertigen sich dann aus einer Reepschnur eine provisorische Trittschlinge. Durch hineinstellen kann so, ein Gegendruck an den Füßen erreicht und eine Entlastung der Beinschlaufen vorgenommen werden. Es empfiehlt sich aber auch für diese Anwendung eher auf ein Verbindungsmittel (150cm) oder eine Statikseil der Form: B auszuwählen um in keiner Situation auch nur Gefahr zu laufen, die konstruktiven Schwächen einer Reepschnur auch bei provisorischen Einsatztechniken (Knoten) im eigenen oder Rettungsystem als Bestandteil des persönlichen Absturzschutzsystems zu verbauen.
Dynamische Seile
Dynamische Seile sind Kunstfaserseile und in einer Kern-Mantel-Struktur aufgebaut. Unterschieden und verwendet werden in Abhängigkeit (Teilbereich) 3 verschiedene Typen:
- Einfachseil
Dynamischer Teil der Sicherungskette, der im Einfachstrang den Sturz eines Vorsteigers halten kann. - Halbseil
Dynamischer Teil der Sicherungskette, der paarweise verwendet den Sturz der vorsteigenden Person halten kann.
Personen im Nachstieg dürfen an einem Strang Halbseil gesichert werden. - Zwillingsseil
Dynamischer Teil der Sicherungskette, der, paarweise und parallel verwendet, den Sturz der vorsteigenden Personhalten kann.
Statikseile
Statikseile sind ebenfalls in einer Kernmantelkonstruktion aufgebaut. Statikseile oder auch (Speleoseile) haben im Vergleich zu dynamischen Seilen eine limitierte Gebrauchsdehnung von maximal fünf Prozent. Die geringere Dehnung verbessert ihre Handhabung als Tragseil. Weil der Begriff Statikseil fälschlicherweise suggeriert, dass diese Seile und Führungen keine Gebrauchsdehnung aufweisen, werden diese Seile oft auch als halbstatische oder dehnungsarme Seile bezeichnet.
SAgA
PSAgAzR
Zugangs- und Positionierungsverfahren unter Zuhilfenahme von Seilen nach TRBS 2121 Teil 3 (SKT) - Kernmantelseile DIN EN 1891
Zugangs- und Positionierungsverfahren unter Zuhilfenahme von Seilen nach TRBS 2121 Teil 3 (SKT) - Mantelkern- und Kernmantelseile DIN EN 1891
Speläologie
Sport- und Freizeitaktivitäten (Geo-caching, Canyoning)
Berg- und Höhenrettung
Baumklettern
Auch die Baumkletterer dürfen gem. TRBS 2121 Teil 3 ebenfalls ausschließlich nach DIN EN 1891 A zertifizierte Kernmantelseile einsetzen. Baumkletterer wählen hierbei häufig Kletterseile mit einem konstruktiv höheren Mantelanteil im Seilquerschnitt. Sie werden deshalb oft umgangsprachlich auch als Mantelkernseile bezeichnet. Baumkletterer kämpfen aufgabenbedingt häufig mit Naturharz verklebten Seilen. Dieses ist für die Seile nicht unbedingt schädlich, allerdings verkleben bei Seildurchlauf die verwendeten Abseilgeräte, Klemmen oder Sicherungsgeräte relativ schnell. Einige Baumkletterer arbeiten daher im Tragsystem häufig unter Verzicht mechanischer Aufstiegs- und Abseilhilfen, sondern kombinieren eine Reepschnur mit passender Klemmknotentechnik am Seil um sich vertikal zu bewegen. Die Ergonomie der Klemmknotentechniken wird weiter erhöht, wenn die Klemmknoten auf einem Seil ohne Mantelverschiebung entlang gleiten bzw. sich schieben lassen. Dies ist in einem dehnungsarmen Seil mit höherem Mantelanteil im Seilquerschnitt und entsprechend höherer Mantelbelastung durch den Anwender der Fall. Stand der Technik ist dann ein Seildurchmesser von ~13mm. Seile mit erhöhtem Mantelanteil sollten trotz EN 1891-A nicht in der Industrie eingesetzt werden, weil der Mantel, als erhöht tragender Bestandteil des Seiles, entsprechend steigende Sicherheitsrelevanz besitzt- im Gegenzug jedoch tendenziell anfälliger an scharfen Kanten reagiert. Mantelschäden müssen durch Anwender und Sachkundige/Prüfer daher strenger beurteilt werden.
Arbeits- und Lastenseile
Hinweis: Seile zur Bewegung von Lasten sind keine PSA gegen Absturz sondern sogenannte Anschlagmittel.
Arbeits- und Lastenseile sind Anschlagseile zum Halten, Heben und Verschiebung von Nicht- Personenlasten und sollten zur Reduzierung einer Verwechselungsgefahr auch immer klar als Anschlag- und Lastaufnahmemittel gekennzeichnet sein. Dies gilt sowohl für Stahl- als auch für Textilseile, welche zur Lastenbewegung eingesetzt werden.
Baum- und Industriekletterer arbeiten zur Erhöhung einer höheren Bruchlast und Verbesserung der Erkennbarkeit mit Textillastseilen, welche einen Seilquerschnitt von mind. 16mm aufweisen um den auftretend- höheren Lasten gerecht zu werden und weil diese sich optisch und haptisch klarer von den verwendeten Kletterseilen zur Personensicherung unterscheiden.
Auch wenn es sich bei klarer Kennzeichnung nicht mehr um PSA gegen Absturz handelt, sind Arbeits- und Riggingseile dennoch prüfpflichtig. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der Notwendigkeit, den Anwender (Kontrollverlust bei schlagartiger Entspannung eines Seils, dynamischen Lasten bzw. den Folgen eines Peitscheneffekts), den Bodenmann/-frau und unbeteiligte Dritte vor herabfallenden Lasten zu schützen. Aus diesem Grund ist für die Personensicherung nicht mehr verwendungsfähiges Seilmaterial nur bedingt geeignet, in ein Lastenseil umfunktioniert zu werden.
Hilfreiche Links und Informationen zur Kennzeichnung, Pflege und Kontrolle
Quelle: Petzl