- Normen:
- —
Verbindungselemente und Karabiner
Synonyme:
Karabiner, Automatikkarabiner, Schraubkarabiner, Schraubglied, Rohrhaken, Firehook, Schnappkarabiner
Definitionen
- Verbindungselement
ist ein zur Verbindung von Bestandteilen verwendetes Einzelteil, das sich öffnen lässt und dem Anwender ermöglicht, ein Persönliches Absturzschutzsystem nach DIN EN 363 eigenständig zu montieren um sich und seine Körperhaltevorrichtung indirekt über eine Anschlageinrichtungen (mobil) oder direkt mit einem Tragwerk (Ankerpunkt) zu verbinden. Quelle: DIN EN 362 - Karabiner
ist eine Vorrichtung, die sich öffnen lässt und von einem Bergsteiger direkt oder indirekt in eine Verankerung eingehängt werden kann oder Teile der Ausrüstung miteinander verbindet. Quelle: DIN EN 12275, UIAA 121
Auswahl
Es gibt sie in verschiedenen Materialien (Stahl, Aluminium), diversen Formen (oval, Birnen- und D-Form) und mit unterschiedlichen Öffnungsweiten und Verschlußprinzipien. Häufig sind sie auch fest-integrierter Bestandteil fertiger Systemen z.B. in Schlingen und Verbindungsmittel und Falldämpfer oder Auffang- und Höhensicherungsgeräte.
Sie können sich mit wenigen Ausnahmen ohne Werkzeug entriegeln und öffnen lassen.
Anforderungen zur Mindestbruchlast
- Die EN 362 schreibt 20 kN als Mindestanforderung an die statische Belastbarkeit von geschlossenen und verriegelten Verbindungselementen in der Hauptachse vor. Einige Teilbereiche der DGUV G 312-906, insbesondere bei Anwendung nach TRBS 2121 Teil 3 wird eine zusätzliche Normung nach DIN EN 12275 relevant, welche auf 22 kN abstellt.
- Beide Normen erwarten eine Verschlussicherung gegen unbeabsichtigtes Öffnen, die entweder automatisch wirkt oder manuell durch den Anwender bedient werden kann.
Hinweis:
Die Einhaltung der Mindestbruchlast darf während der Anwendung aufgrund nicht hinreichender Benutzungskompetenz nicht eingeschränkt werden. Es ist darauf zu achten, daß potentiellen Bruchlastreduzierungen im Belastungsfall wie z.B. unzureichender Verriegelung oder einer Kanten- bzw. Querbelastung vermieden bis ausgeschlossen sind.
Verschlusssicherungen
Die Verschlusssicherung gem. DIN EN 362 / DIN EN 12275 erfolgt über einen bauartabhängigen Mechanismus für Verschluss und Verriegelung.
ohne Verriegelung
sind zwar leicht ein- und auszuhängen, entsprechen aber nur in wenigen Systemen des Sport-und Freizeitbereichs dem Stand der Technik.
- Bsp. "selbstschließend/ohne Verriegelung"
Hinweis:
Verbindungselemente ohne Verriegelung dürfen in Persönlichen Abssturzschutzsystemen nach DIN EN 363 nicht eingesetzt werden. Neben dem Sicherheitsaspekt zur Absturzgefährdung gelten nicht verriegelbare Karabiner auch als anfällig dafür, dass sich der Anwender mit diesen unkontrolliert verfangen kann.
Verschluss
Der Verschluss ist der Teil des Verbindungselements, der bewegt werden kann, um diesen zu öffnen, etwas einzuhängen und anschließend wieder zu schließen. Dies kann z. B.
- durch Drehen um ein Scharnier (Scharnierverschluss),
- durch eine Schraubbewegung (Schraubverschluss) oder
- durch eine Schiebebewegung (Schiebeverschluss)
erreicht werden.
selbstschließend
Die meisten Modelle schließen über einen Scharnierverschluss mit Rückholfeder, wobei sich der Verschluss dann automatisch in die Schließstellung bewegt, wenn dieser in einer beliebige offenen Stellung vom Anwender losgelassen wird.
manuellschließend
Schraubglieder nach z.B. DIN EN 362 M oder DIN EN 362 Q stehen permanent offen und lassen sich nur manuell öffnen und verschließen.
Verriegelung
Die Verriegelung ist der Mechanismus, welcher das unbeabsichtigte Öffnen des Verschlusses verhindert, wenn er sich in einer vorgesehen sicheren Stellung befindet. Eine Verschlusssicherung kann automatisch wirken oder durch manuelle Betätigung erreicht werden.
Manuelle Verriegelung (Werkzeug)
werden mit einem Drehmoment oder Einbauverfahren gem. Herstellerangaben verriegelt.
- Bsp. "manuell schließend/manuelle Verrieglung (Werkzeug)"
Hinweis:
"werkzeug-verriegelbaren" Verschlüssen sind gut um Systeme vorzufertigen und Aufwand bzw. Probleme bei der Zusammenstellung für den Anwender abzumildern. Als letzte Verbindung zur Körperhaltevorrichtung sind diese aber nicht selten ungeeignet. Natürlich würde eine zwangsläufig festgelegte Öse diesbezüglich ohne Zweifen bestehende Anwendungsfehler ausschließen, aber es schränkt in Folge auch Handlungsmöglichkeiten zur Selbstrettung aus Notfallsituationen bzw. durch Retter ausführbare Rettungstechniken ein.
Manuelle Verriegelungen
werden durch manuelles Zuschrauben mit der Hand verriegelt.
- Bsp. "selbstschließend/manuelle Verriegelung"
Hinweis:
"selbstschließend/manuelle Verriegelung" können sich bei Lastwechseln, Vibrationen und Reibungskontakt an angrenzenden Oberflächen auch durchaus einmal unbemerkt öffnen. Manuelle Verriegelungen ohne Drehmoment sollten daher systematisch immer so vorgesehen werden, dass eine Überwachung und Einflussnahme durch den Anwender erhalten ist. Als letzte Verbindung zur Anschlagmöglichkeit gelten die Verschlüsse nicht selten als ungeeignet.
Automatische Verriegelungen
sind mit ein wenig Übung schneller und ergonomischer zu bedienen als Schraubverriegelungen. Sie schließen und verriegeln automatisch und sind im Bereich der gewerblichen Höhenarbeit sehr verbreitet.
- Bsp. "selbstschließend/automatische Verriegelung"
Hinweis:
"Automatikverriegelungen" müssen dennoch nicht zwangsläufig bei allen Einsatzbedingungen einer "manuellen Verriegelung" überlegen sein. Insbesondere in schmutzigen Umgebungen sind automatische Verriegelungsprinzipien, aufgrund der aufwendigeren Mechanik immer auch gefährdet sich möglicherweise schwer bis überhaupt nicht mehr öffnen zu lassen.
Anwendung und Benutzung
Nicht verriegelte Verschlusssicherungen und Querbelastungen führen bei allen Verschluss- und Verriegelungsvarianten zu einer verminderten Bruchlastfähigkeit. Die Zuverlässigkeit im Absturzsicherungssystem ist demnach von richtigen Anwendung und permanenter Kontrolle durch den Anwender abhängig.